Wo einst Wälder standen, sind jetzt nur noch verkohlte Stämme zu sehen. Am Rande von Gösselsdorf wüteten die Flammen. Der kleine Ortsteil von Saalfeld war der Ausgangspunkt des Feuers, das Experten zufolge mittlerweile zum größten dokumentierten Waldbrand in Thüringen seit 1993 angewachsen ist.
Seit Mittwoch sind Feuerwehren und andere Einsatzkräfte aus dem gesamten Bundesland ununterbrochen im Einsatz. Vor Ort gibt es bislang keinen Grund zur Entwarnung. Der Brand ist weiterhin unkontrolliert. «Aktuell sind wir noch damit beschäftigt, die Brandherde auf einer Fläche von 250 Hektar einzukreisen und abzuriegeln, mit dem Ziel, die Brandherde nach der Abriegelung zu löschen und anschließend die Nachlösch- und Ablöscharbeiten durchzuführen», erklärte Kreisbrandinspektor Christian Patze bei einer Pressekonferenz. Zudem wurde vom Landratsamt mitgeteilt, dass eine Ausbreitung des Brandes in Richtung der Ortschaft Großneundorf verhindert werden soll.
Brandbekämpfung wird Tage in Anspruch nehmen
Das Feuer brach am Mittwoch aus unbekannten Gründen aus und breitete sich auf mindestens 250 Hektar aus. Die Behörden haben den Katastrophenfall ausgerufen. Bis Anfang der kommenden Woche wird in einem Schichtsystem gegen das Feuer und Glutnester vorgegangen. Die erneut bevorstehende Trockenperiode erschwert laut Patze die Löscharbeiten.
«Wir müssen uns auf einen längeren Einsatz einstellen», sagte auch Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD). Es wurde Kontakt zur Bundeswehr aufgenommen, um möglicherweise zusätzliche Unterstützung bei der Brandbekämpfung aus der Luft zu erhalten. Auch Bayern hat Hilfe angeboten, und man erwägt, diese anzunehmen. Nach Angaben von Maier waren am Donnerstagmittag rund 230 Einsatzkräfte mit der Brandbekämpfung beschäftigt, die fortlaufend abgelöst und erneuert werden sollten.
Herausforderungen: Winde, steile Hänge und Wassermangel
Die Löscharbeiten gestalten sich als herausfordernd. Bereits am Mittwochabend beeinträchtigten starke Winde die Arbeiten erheblich, so das Landratsamt. Das Brandgebiet befindet sich teilweise in schwer zugänglichen Steillagen. Zwischenzeitlich waren die lokalen Löschwasserressourcen erschöpft. Durch Pumpsysteme wurden inzwischen mobile Löschwasserreservoirs im Brandgebiet befüllt. Landwirte unterstützen die Einsatzkräfte mit ihren Maschinen beim Wassertransport. Ein Polizeihubschrauber wirft Löschwasser über besonders schwierigen Geländebereichen ab.
Politiker fordern mehr Unterstützung für Luftbrandbekämpfung
Im Hinblick auf den Klimawandel erwartet der Minister, dass in Zukunft größere Brände wie jener auf der Saalfelder Höhe häufiger auftreten werden. Das Ereignis zeigt, dass Thüringen in der Lage ist, schnell die erforderliche Technik zu mobilisieren. Maier bekräftigte seine Forderung nach einem gemeinsamen Zivilschutzhubschrauber für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, der auch in Brandfällen helfen könnte und in Erfurt stationiert werden könnte. Er wies darauf hin, dass der Bund mehr Geld für den Zivilschutz in Aussicht gestellt hat. «Da erhoffe ich mir, dass auch eine entsprechende Entscheidung getroffen wird», sagte er.
Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag drängt darauf, die Prüfung einer Stationierung von Löschhelikoptern und -flugzeugen am Flughafen Erfurt-Weimar voranzutreiben. «Der Airport kann so zu einem Lösch- und Katastrophenschutz-Hub als zentralem Anlaufpunkt im Krisen- und Katastrophenfall entwickelt werden», erläuterte der Fraktionssprecher für Inneres und Feuerwehren, Jonas Urbach.
Experte: Größte bekannte Waldbrandfläche seit 1993
Der Brand auf der Saalfelder Höhe wird im Vergleich zu den vergangenen drei Jahrzehnten als beispiellos in Thüringen angesehen. Zwar müssen die genauen Zahlen zum Umfang des Feuers noch abgewartet werden, sagte Horst Sproßmann, Pressesprecher des Landesforstbetriebs Thüringen Forst. «Aber unabhängig davon ist es mit Abstand die größte Waldbrandfläche, die wir in Thüringen seit 1993 verzeichnet haben», so Sproßmann gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr betrug die Fläche aller von Waldbränden betroffenen Areale in Thüringen 35 Hektar. Die Anzahl der betroffenen Flächen lag in den letzten Jahren in der Regel etwas unter diesem Wert, so Sproßmann.
Die Polizei hat Gaffer ermahnt, sich von dem großen Waldbrand auf der Saalfelder Höhe fernzuhalten. Inzwischen hat die Kriminalpolizei Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen, so Erbse. Allerdings kann die Kripo erst nach Abschluss der Löscharbeiten wirklich vor Ort ermitteln.
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten