Langfristiges Wirtschaftswachstum ist in Thüringen aus Expertensicht nur mit der Gewinnung ausländischer Arbeitskräfte möglich. «Die Zuwanderung ist unerlässlich, um die wirtschaftliche Stabilität in Thüringen zu halten», sagte der Geschäftsführer der Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur für Arbeit, Markus Behrens, in Erfurt.
Die Zahl ausländischer Arbeitnehmer sei im Freistaat von 6.600 im Jahr 2010 auf 78.700 im vergangenen Jahr gestiegen. Damit sei inzwischen fast jeder zehnte Arbeitnehmer ein Ausländer.
Zuwanderung mildert demografischen Wandel ab
Hingegen nehme auf dem Thüringer Arbeitsmarkt die Zahl deutscher sozialversicherungspflichtiger Beschäftigte seit September 2017 beständig ab. Grund hierfür sei die demografische Entwicklung, da mehr Menschen aus dem Erwerbsleben ausscheiden als jüngere Jahrgänge nachrücken. Die Zahl deutscher Arbeitnehmer im Freistaat sei von 778.000 im Jahr 2017 auf rund 720.000 im vergangenen Jahr gesunken.
Die meisten ausländischen Beschäftigten kamen den Angaben nach im vergangenen Jahr mit etwa 14.700 aus Polen, gefolgt von 9.200 Rumänen und 5.400 Menschen aus Syrien. Mit rund 38 Prozent habe es 2024 im Vergleich zum Vorjahr den größten Beschäftigungsanstieg in der Gruppe der ukrainischen Arbeitskräfte gegeben.
Sonneberg als Einwanderungs-Hotspot trotz politischer Kontraste
Im verarbeitenden Gewerbe waren den Angaben nach 17.000 Menschen ausländischer Herkunft tätig, in der Zeitarbeit gab es 13.000 Beschäftigte, im Handel und im Gastgewerbe jeweils 6.400 ausländische Mitarbeiter. Mit einem Anteil von 12,9 Prozent waren die meisten ausländischen Arbeitnehmer im Landkreis Sonneberg beschäftigt.
In den Südthüringer Landkreis mit dem bundesweit ersten AfD-Landrat pendelten viele ausländische Arbeitskräfte aus dem benachbarten Bayern ein, sagte Behrens. Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hat mit 4,4 Prozent die wenigsten Beschäftigten aus dem Ausland in Thüringen.
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