Bei Kindern und Jugendlichen in Thüringen ist zuletzt häufiger Parasitenbefall mit Kopfläusen oder Madenwürmern festgestellt worden. Das zeigen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen zu Diagnosen bei Kindern im Alter bis 18 Jahre. Demnach hat es insbesondere beim Befall mit Madenwürmern eine auffällige Steigerung gegeben. Ist 2023 noch bei 5.791 Kindern eine Madenwurminfektion diagnostiziert worden, waren es 2024 insgesamt 8.273 Fälle. Das entspricht einer Steigerung um rund 43 Prozent.
Zugenommen haben auch die registrierten Fälle von Kopfläusen. Thüringens größte Städte Erfurt, Jena und Gera erklären diese Entwicklung übereinstimmend mit dem Effekt der Corona-Pandemie. Die Kontaktreduktion, Gruppentrennung in den Einrichtungen und zeitweise Schließung habe demnach für einen deutlichen Rückgang gesorgt, teilte etwa die Stadt Jena mit. Das zeigen auch die Zahlen: Gab es 2021 noch 2.969 Fälle von Kopfläusen bei Thüringer Kindern, waren es ein Jahr später bereits rund 4.000. Im aktuellsten Erhebungszeitraum 2024 wurden 4.726 Fälle gezählt.
Einzig Krätzmilben sind auf dem Rückzug
Einzig die Krätzmilben sind der Statistik zufolge seit 2020 kontinuierlich auf dem Rückzug. Waren es damals noch 6.598 Fälle, sank die Zahl Jahr um Jahr auf 4.155 im Jahr 2024. Das entspricht einem Rückgang um rund 37 Prozent.
Über die Gründe dieser Entwicklungen lasse sich nur spekulieren, sagt Dirk Rühling, Sprecher des Thüringer Landesverbandes des Berufsverbandes BVKJ, in dem Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte zusammengeschossen sind. Der Befall mit Madenwürmern sei gesundheitlich unbedenklich. «Also ich denke, dass da viele Menschen gar nicht behandelt werden, weil sie gar keine Symptome bekommen und es gar nicht auffällt, aber die natürlich als Überträger infrage kommen», so Rühling.
In der Regel seien Kinder im Kita- oder Grundschulalter betroffen. Dass die Fallzahlen zuletzt gestiegen sind, könne auf ein höheres Bewusstsein für das Thema hindeuten, glaubt der Kinderarzt. Stelle sich ein Kind mit Bauchschmerzen in der Praxis vor, werde in der Regel ein Test auf Wurmbefall durchgeführt.
Parasitenbefall ist nicht meldepflichtig
Gleichermaßen ist unklar, warum die Zahlen beim Krätzmilbenbefall zurückgehen seit dem Ende der Pandemie, so Rühling. Der Parasit breite sich oft innerhalb von Familien aus und sei dann nur schwer zu bekämpfen. Dass sich die Menschen seit der Pandemie weniger in Innenräumen aufhalten und Familien weniger «aufeinander hocken», könne eine Ursache für den Rückgang der Zahlen sein.
Läuse, Krätzmilben und Madenwürmer gehören nicht zu den meldepflichtigen Erregern im Infektionsschutzgesetz. Erst eine Häufung der Fälle in kurzer zeitlicher Abfolge werde den Gesundheitsämtern mitgeteilt, heißt es von den Städten Erfurt, Gera und Jena. Insgesamt beobachte man dort aber keinerlei auffällige Häufung von Meldungen oder vermehrte Ausbrüche.
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