loading

Nachrichten werden geladen...

Veröffentlicht mit CMS publizer®

Lehrer wegen sexuellen Missbrauchs an Schülerin verurteilt

Der Angeklagte hat sich laut der Staatsanwaltschaft gegenüber seinem Opfer manipulativ und empathielos verhalten. (Archivbild) / Foto: Annett Gehler/dpa
Der Angeklagte hat sich laut der Staatsanwaltschaft gegenüber seinem Opfer manipulativ und empathielos verhalten. (Archivbild) / Foto: Annett Gehler/dpa

Jahrelanger sexueller Missbrauch einer Schülerin: Die Staatsanwältin spricht von einem «Klima des Wegschauens». Welche Strafe erwartet den Angeklagten?

Mehrere Jahre missbraucht ein Erfurter Gymnasiallehrer eine Schülerin, jetzt muss er dafür für fünf Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Das Gericht sprach den 63-Jährigen schuldig, sich zwischen 2016 und 2020 in mehr als 80 Fällen an dem Mädchen vergangen zu haben – in der Schule, auf Klassenfahrten und in seinem Wohnhaus. Zum Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs war das Mädchen 13 Jahre alt.

Die Umstände und Dimensionen des Falls machten selbst einen erfahrenen Juristen wie den Vorsitzenden Richter Holger Pröbstel fassungslos. Das psychisch labile Mädchen habe eine Schulter zum Anlehnen gesucht – und der Angeklagte habe daraus einen langjährigen sexuellen Missbrauch gemacht. Damit habe er sich als Lehrer als charakterlich ungeeignet erwiesen. Wer sich so verhalte, der habe von seinem Beruf nichts verstanden, sagte Pröbstel bei der Urteilsverkündung. 

Richter: Schule hat Fehler gemacht

Klare Worte richtete Pröbstel auch an das Gymnasium, an dem noch ein weiterer Lehrer unter Verdacht des sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung von anderen Schülerinnen steht: «Die Schule gibt ein verdammt falsches Bild ab.» Das Mädchen hatte sich an diesen – inzwischen angeklagten – Vertrauenslehrer wegen ihres sexuellen Missbrauchs gewandt. Dieser solle dann aber mit ihr pornografische Bilder ausgetauscht haben. Das Verfahren gegen diesen Lehrer wird noch erwartet. 

Die Gymnasiastin habe sich auch an den Schulleiter gewandt und sei dort abgeblitzt. «Mit dem Schulleiter hätte ich gerne Tacheles geredet», zeigte sich der Vorsitzende Richter emotional bewegt. 

Mit dem Urteil soll laut Pröbstel zugleich ein deutliches Signal dafür gegeben werden, dass wer solche Straftaten in geschützten Räumen wie der Schule begehe, dafür auch entsprechend bestraft werde. Als strafmildernd werteten die Richter das vollumfängliche Geständnis des Mannes vor Gericht. 

Staatsanwältin: Klima des Wegschauens

Staatsanwältin Dorothee Ohlendorf hatte zuvor in ihrem Plädoyer davon gesprochen, wie schwierig es meist für Opfer in einem schulischen Umfeld sei, sich zu offenbaren. Oft herrsche ein Klima des Wegschauens und Negierens. Alle die von Übergriffen und Belästigungen erfahren, sollten das zur Anzeige bringen, appellierte Ohlendorf. 

Der Angeklagte habe die Schülerin als Sexobjekt degradiert und sich ihr gegenüber empathielos und manipulativ verhalten, sagte Ohlendorf. Bei dem Opfer sei eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert worden, mit deren Symptomen die junge Frau bis heute zu kämpfen habe. Das Opfer war in dem Prozess - den auch viele Schüler des Gymnasiums verfolgten - als Nebenklägerin aufgetreten. 

Angeklagter entschuldigt sich bei Opfer

Die Nebenklage hatte sich dem Antrag der Staatsanwaltschaft angeschlossen. Die Verteidigung hatte argumentiert, dass der Sport- und Geschichtslehrer sich in einem voll besetzten Gerichtssaal und unter großer medialer Aufmerksamkeit zu den Taten bekannte. Der 63-Jährige verpflichtete sich außerdem zu einem Täter-Opfer-Ausgleich in Höhe von 30.000 Euro.

In seinem letzten Wort hatte sich der Mann erneut bei seiner früheren Schülerin und deren Familie entschuldigt.

Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten