Vom «Probierladen» bis zum Stammtisch: Die großen Thüringer Städte verzeichnen viel Interesse an Veranstaltungen für Senioren. «Unsere Angebote erfreuen sich in ihrer Gesamtheit großer Beliebtheit und werden mit regem Interesse besucht», sagte Geras Sprecherin Antje Stahn. Ähnlich äußerten sich auch die Sprecher von Jena, Weimar, Suhl, Mühlhausen und Altenburg. Vor allem Fortbildungen in Bezug auf digitale Medien sowie Veranstaltungen wie Seniorenstammtische seien gefragt.
Trotz klammer Kassen wollen die befragten Kommunen bei diesen Angeboten nicht sparen. Im Gegenteil: Überall sollen die bestehenden Formate beibehalten und bei Bedarf ausgebaut werden.
Anteil älterer Menschen steigt
Beispiel Suhl: «Suhl ist eine alternde Stadt», sagte Steffen Hertel. Sie habe einen überdurchschnittlich hohen Anteil älterer Menschen und kämpfe gleichzeitig mit dem Bevölkerungsrückgang und der Abwanderung junger Menschen. Der Anteil der über 65-Jährigen liege mit über 30 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Veranstaltungen würden von der Kommune selbst, zusammen mit regionalen Partnern oder durch die Senioren selbst organisiert.
So ist nach Angaben Hertel seit zehn Jahren der Verein «Alt - aber trotzdem…Senioren helfen Senioren» aktiv, der aktuell 915 Mitglieder habe. Das Seniorenkino sei bereits bis Dezember ausgebucht und auch Verkehrsteilnehmerschulungen, bei denen es um Aktuelles zum Thema Straßenverkehr gehe, könnten wegen der Nachfrage nur mit Anmeldung besucht werden.
Apps und Smartphones ausprobieren
In Gera sind laut Stadtsprecherin Stahn vor allem präventive Gesundheitskurse, digitale Weiterbildungen und Vorträge zu Rechtsfragen und Pflegeberatung von Interesse, in Weimar und Altenburg die Seniorentreffpunkte.
In Jena sei ein «Probierladen» sehr beliebt, in dem ältere Menschen mit individueller Begleitung Tablets, Apps und Smart-Home-Geräte ausprobieren und kennenlernen könnten, erklärt Stadt-Sprecherin Stefanie Braune. Alle insgesamt 270 Wohnungen im «Smarten Quartier», die barrierefrei, mit Tele-Medizin- und Smart-Home-Lösungen ausgestattet sind, seien ausgebucht.
Um Vereinsamung im Alter zu verhindern, sei das lokale Projekt «Agathe» ins Leben gerufen worden. Dabei werden Menschen ab 63 aktiv von Mitarbeitern besucht, die Alltagsberatungen bieten und Angebote der Stadt vermitteln, so Braune. Agathe ist eine Landesinitiative gegen Einsamkeit.
In Ortsteilen wird das Angebot dünner
Ziel der Angebot sei, die Teilhabe von Senioren an der digitalen Gesellschaft, das Verhindern von Isolation, eine möglichst lange Vermeidung von Pflegebedarf bis zur Förderung von Sicherheit, Selbstständigkeit und Lebensqualität im Alter, heißt es aus den Rathäusern.
Obwohl gerade in den Städten die Angebote vielfältig sind, bleibe viel zu tun, sagten die Sprecher. So könnten Senioren in der Innenstadt zwar einfach mit Angeboten erreicht werden - in Ortsteilen und ländlichen Gebieten fehle es aber oft an derlei Möglichkeiten, sagte Stahn. Ähnlich äußerten sich auch die Sprecher anderer Kommunen.
In Jena sei deshalb eine mobile Version des «Probierladens» im Angebot. Der Bedarf an individualisierten Formaten, Smart-Home- und Telemedizin-Angeboten sei in ländlichen Gebieten besonders hoch. Deutlichen Nachholbedarf gebe es bei mehrsprachigen Angeboten: «Diese fehlen fast vollständig, obwohl auch die Zahl älterer Menschen mit Migrationshintergrund zunimmt», so Braune.
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