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Wenn Deko vom Grab verschwindet - Diebstähle auf Friedhöfen

Um dem Diebstahl von Gießkannen zuvorzukommen, haben mehrere Thüringer Kommunen ein Pfand-System eingeführt. (Symbolbild) / Foto: Henning Kaiser/dpa
Um dem Diebstahl von Gießkannen zuvorzukommen, haben mehrere Thüringer Kommunen ein Pfand-System eingeführt. (Symbolbild) / Foto: Henning Kaiser/dpa

Vor allem auf den Hauptfriedhöfen der großen Städte werden immer wieder Blumen oder Dekorationen entwendet - gar von Kindergräbern wird gestohlen.

Selbst als Orte der Trauer und Ruhe sind Thüringer Friedhöfe nicht vor Langfingern gefeit. «Leider ist in den letzten Jahren die Hemmschwelle für Diebstähle auch auf Friedhöfen stark gesunken», sagt Steffen Hertel, Sprecher für die Stadtverwaltung Suhl. Seit 2021 komme es vermehrt zu Diebstählen von Blumensträußen und Topfpflanzen, vereinzelt seien eingepflanzte Pflanzen ausgegraben worden. Von Kindergräbern sei dort abgelegtes Spielzeug verschwunden. Allein 2024 seien diesbezüglich mindestens 50 Beschwerden in der Friedhofsverwaltung eingegangen.

Ganze Grabsteine und -platten entwendet

Auch in anderen Kommunen sind solche Probleme bekannt. In Eisenach gehen der Stadtverwaltung zufolge fast täglich Mitteilungen über Diebstähle auf den Friedhöfen ein. In Gera würden einem Sprecher zufolge besonders vor dem Totensonntag vermehrt Bepflanzungen entwendet. Das Phänomen sei aber fast das ganze Jahr zu beobachten. In diesem Jahr sei zudem eine Grabplatte aus Kupfer gestohlen worden.

In Jena sei der spektakulärste Fall der Diebstahl eines Grabsteins gewesen, erklärt ein Sprecher. Auch Gießkannen und deren Aufsätze oder in Einzelfällen auch persönliche Dekorationen oder wertvolle Objekte seien bereits Langfingern zum Opfer gefallen. Insgesamt gebe das Problem zumindest in Jena aktuell noch keinen Anlass zur Besorgnis.

Pfand-Systeme für Gießkannen

Um dem Gießkannen-Klau vorzubeugen, haben mehrere Kommunen ein Pfand-System eingeführt. In Weimar habe das Diebe aber nicht von ihrer Tat abhalten können, erklärte ein Sprecher. Das sei besonders ärgerlich, da die Pfand-Vorrichtung am Griff etwa siebenmal so viel koste wie eine Gießkanne. 2023 seien im südlichen Bereich des Hauptfriedhofs zudem vermehrt Blumen entwendet worden, seitdem hätten sich die Beschwerden verringert. 

Auch in Mühlhausen, Gotha und Erfurt kämen Diebstähle immer wieder vor. «Höchstwahrscheinlich werden die meisten Fälle aber gar nicht angezeigt», schätzt Sprecherin Sophie Pohl für die Landeshauptstadt. Generell sind den Sprechern zufolge vor allem die Hauptfriedhöfe betroffen, in den Ortsteilen sei das Phänomen weniger ausgeprägt. Dort würden eher private Gartenabfälle illegal entsorgt oder Wasser entwendet.

Würde und Gedenken verletzt 

«Wir nehmen derartige Vorfälle sehr ernst. Diese verletzen nicht nur das Eigentumsrecht, sondern auch die emotionale Würde und das Gedenken der Angehörigen», betont Anke Pfannstiel, Sprecherin der Stadtverwaltung Mühlhausen. Ähnliche Äußerungen kommen auch aus anderen Kommunen. Der Kampf gegen die pietätlosen Langfinger sei aber schwierig. Eine Videoüberwachung sei nicht möglich und auch Zeugen gebe es nur selten.

Die meisten Kommunen haben den Angaben nach ihre Friedhofsmitarbeiter in diese Richtung inzwischen stärker sensibilisiert. Zudem seien mancherorts verstärkt Rundgänge von Ordnungsamt-Mitarbeitern auf den Friedhöfen geplant, um Diebe auf frischer Tat zu ertappen. Die Aufklärungsquote sei aber gering. Wer Diebstähle beobachte oder davon betroffen sei, solle sich umgehend an die Polizei wenden, hieß es übereinstimmend. Zudem wird empfohlen, keine wertvollen Gegenstände auf die Gräber zu legen.

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