Thüringens Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen, Joachim Leibiger, sieht die Schulen des Landes aktuell nicht ausreichend aufgestellt für den gesetzlichen Anspruch auf inklusive Beschulung. Zwar habe es in den vergangenen Jahren entscheidende Fortschritte gegeben. Aber: «Wir sind noch nicht so weit, dass wir komplett inklusive Beschulung machen können.»
In Thüringens Großstädten Jena und Erfurt gebe es sehr gut inklusiv arbeitende Schulen. In anderen Landesteilen gebe es jedoch häufig Beschwerden der Eltern über Schwierigkeiten, sagte Leibiger, der auch Vorsitzender des Ombudsrats für inklusive Bildung in Thüringen ist. Die unabhängige Anlaufstelle für Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf nimmt Beschwerden und Anliegen entgegen.
Leibiger plädiert weiterhin für Förderschulen bei Bedarf
«Wir haben ein Schulgesetz und in dem Schulgesetz ist klar geregelt, dass dem Willen der Eltern zu folgen ist, also das Wunsch- und Wahlrecht», so Leibiger. Der Landesbeauftragte plädiere deshalb zurzeit dafür, sowohl das Förderschulsystem aufrechtzuerhalten als auch die Inklusion in Schulen weiter voranzutreiben - auch wenn das aufwendiger sei.
In einer Anfang Juni vorgestellten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa unter Lehrkräften in ganz Deutschland hatte eine Mehrheit der Befragten aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt einen gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung zwar befürwortet. Gleichzeitig sagten aber 70 Prozent der Lehrkräfte aus den drei ostdeutschen Bundesländern, dass eine getrennte Beschulung in Förderschulen und regulären Schulen aktuell praktisch sinnvoller sei. Als häufigsten Grund gaben die Befragten fehlendes Fachpersonal an den Schulen an. Der Verband Bildung und Erziehung hatte die Befragung in Auftrag gegeben.
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