Nach mehreren Kündigungen durch Beleghebammen in Thüringer Kreißsälen fordert die Landespolitik Nachbesserungen bei der Vergütung für die freiberuflichen Geburtshelferinnen. «Diese Alarmsignale dürfen wir nicht ignorieren», sagte die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Claudia Heber. «Hebammen sichern den guten Start ins Leben. Ihre Arbeit reicht von der Geburtsvorbereitung über die medizinische Begleitung der Geburt bis hin zur psychosozialen Nachsorge», so Heber weiter. Ihre Leistung dürfe nicht durch «unfaire Vergütungsbedingungen geschwächt werden.»
Hintergrund ist der seit November bundesweit geltende neue Hebammenhilfevertrag, der die Vergütung für die Leistungen freiberuflicher Hebammen durch die gesetzlichen Krankenkassen regelt. Der Deutsche Hebammenverband sieht dadurch besonders Beleghebammen, die in den Kreißsälen der Kliniken auf freiberuflicher Basis in der Geburtshilfe arbeiten, benachteiligt. Grund für die Kritik ist, dass die Betreuung mehrerer Geburten gleichzeitig schlechter vergütet wird als zuvor. Der Verband geht von Einkommenseinbußen von mindestens 20 Prozent aus. In Thüringen gibt es laut Landesverband etwa 45 Beleghebammen. Demnach wird etwa jede vierte Geburt von Beleghebammen betreut. In Kliniken in Erfurt und Weimar hat es nach dpa-Informationen bereits Kündigungen gegeben.
Linke: Landesregierung hat versäumt, Einfluss auszuloten
Die gleichstellungs- und gesundheitspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Thüringer Landtag, Lena Saniye Güngör, wirft der Landesregierung Versäumnisse bei dem Thema vor. «Die deutlichen Sorgen des deutschen Hebammenverbandes und der Hebammenlandesverbände rund um den neuen Hebammenhilfevertrag war schon vor Monaten klar und deutlich in der Öffentlichkeit zu vernehmen.», so Güngör. Die Landesregierung habe es versäumt, ihre Einflussmöglichkeiten für Verbesserungen auszuloten. «Für eine lückenlose Versorgung in Thüringen brauchen wir jede einzelne Hebamme.» Ihre Arbeit dürfe nicht mit Existenzsorgen einhergehen.
Das Thüringer Gesundheitsministerium und der Thüringer Hebammenverband sagten zuletzt, die Auswirkungen der Kündigungen auf die flächendeckende Geburtshilfe-Versorgung im Freistaat seien derzeit noch nicht abschätzbar.
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