Der Thüringen-Tourismus ist mit einem Jahresumsatz von mehr als vier Milliarden Euro ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Freistaat. Über 20.000 Menschen seien in dem Bereich beschäftigt, der im vergangenen Jahr rund zehn Millionen Übernachtungen verbuchte und 72 Millionen Tagestouristen, sagte Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU) in einer Landtagsdebatte in Erfurt. Allein die Steuereinnahmen für die öffentlichen Kassen beliefen sich zuletzt auf etwa 390 Millionen Euro pro Jahr.
Noch habe Thüringen sein Tourismus-Potenzial aber nicht ausgeschöpft, betonte die CDU-Politikerin. Für Verbesserungen im Angebot und Aufwind solle eine neue Tourismusstrategie sorgen, die derzeit erarbeitet werde. Die Koalitionsfraktionen CDU, BSW und SPD legten einen Antrag vor, der eine Reihe von Vorgaben und Wünsche für die Tourismusstrategie enthält, die die am Jahresende auslaufende ersetzen soll.
Bessere Buchungsmöglichkeiten und Barrierefreiheit
Die Fraktionen plädieren darin unter anderem für ein besseres Marketing, Barrierefreiheit, Finanzhilfen für modere Infrastruktur und digitale Buchungssysteme sowie Konzepte, um mehr ausländische Gäste ins Land zu holen. «Wir müssen die Tourismusstrategie und das Landesmarketing aufeinander abstimmen», sagte CDU-Fraktionschef Andreas Bühl. Zudem müssten Anreize für private Investoren gegeben werden. Thüringen, das mit dem Slogan «Grünes Herz» wirbt, sei mehr als Natur und Wald, sondern auch Weltkultur und Freundlichkeit.
Verlangt wird in dem Papier unter anderem, Aufgaben und Struktur der landeseigenen Thüringer Tourismus GmbH sowie die Einführung einer landesweiten Gästekarte zu überprüfen. Bisher gibt es nur die Thüringer WaldCard. Der BSW-Abgeordnete Matthias Herzog sagte, durch Barrierefreiheit bis hin zu den Wanderwegen könnten neue Zielgruppen erschlossen werden. Die Linke-Abgeordnete Anja Müller nannte das Koalitionspapier «oberflächlich und dünn». Es werde den bestehenden Problemen nicht gerecht.
Betriebsnachfolger fehlen
Wirtschaftsministerium Boos-John sagte, Gäste erwarteten Qualität und digitale Buchbarkeit. Als Probleme nannte sie den Investitionsdruck, der auf den Anbietern liege, Problem bei der Nachfolge von Betriebsinhabern, zu wenige Premiumangebote und den anhaltenden Fachkräftemangel. Immer wieder bleiben deshalb Ausflugsgaststätten geschlossen.
Derzeit beschäftigten sich verschiedene Arbeitsgruppen mit der neuen Strategie. Organisationen, Kommunen und Verbände seien eingezogen. Nach Angaben der Ministerin wurden in diesem Jahr bisher Investitionen in Höhe von 40 Millionen Euro in die touristische Infrastruktur vom Land gefördert. Die neue Strategie soll Ziele bis 2035 setzen.
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